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Sinnvolle „Pflanzenentnahme“

Gestern auf meinem täglichen Beek-Spaziergang sah ich, wie ein Mann mittleren Alters in zünftiger Gartenbekleidung am Zaun des Sportvereins einen  kleinen Holunderschössling ausgrub. Sofort, ich gebe es ja zu, regte sich in mir so eine Art ökologischer Polizist, aber diesen Impuls konnte ich zurückdrängen. Ich fragte ihn also höflich, was der Sinn seiner Tätigkeit wäre. Nicht, wie ich dachte, um seinen Garten zu bereichern, sondern er entnähme der Natur die hier reichlich wachsenden Schösslinge. Diesen behutsam ausgegrabenen  Holunderschössling wolle er nun  am Uferrand der Beek auf Höhe der Hochfeldsiedlung einsetzen, denn dort ständen viel zu wenige Sträucher und Bäume. Als ich das gehört hatte, wich meine Skepsis reiner Bewunderung. Ein Vorbild, der seine Freizeit der Schönheit Tarups zur Verfügung stellt. Später erfuhr ich, dass ich es mit einem ehrenamtlichen Naturschützer ersten Ranges zu tun gehabt hatte. Stefan Cronner, so soll sein Name lauten, ist offiziell für den Schutz und die Entwicklung der Beek zuständig. Entwicklung ist vielleicht nicht der passende Ausdruck. Wiederherstellung wäre der bessere, denn er hat mit Helfern den ursprünglichen Verlauf der Beek in diesem Gebiet wieder hergestellt und damit begonnen die Ufer zu bepflanzen.

Er ist ein praktischer Naturschützer im Gegensatz zu mir, der mehr die theoretische Seite ausfüllt. Aber das ist keine Selbstkritik, denn ohne mich als „Theoretiker“ wäre z. B. dieser Artikel vielleicht nicht geschrieben worden. Wir brauchen beide, vorangehende Praktiker und Theoretiker, die deren Werke noch einmal bedenken.

Eine scharfe Trennung zwischen Praxis und Theorie macht also  keinen Sinn, denn in jeder guten Praxis steckt Theorie – und umgekehrt. Wenn man für Praxis das Wort Anschauung setzt und für Theorie Begriff, dann drückt der große Philosoph Immanuel Kant das Verhältnis präzise so aus;  „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind“.

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