Taruper*innen und die Dorfentwicklung Tarups
Liebe Taruper*innen hier veröffentlichen wir eine Mail von Eiko Wenzel der für den Denkmalschutz der Stadt Flensburg zuständig ist. Wir würden gerne eine Diskussion anregen, wie die Taruper*innen zur Dorfentwicklung Tarups stehen! Deshalb möchten wir Sie bitten auf unserer Seite Forum Tarup in eine rege Diskussion einzusteigen und Ihren Standpunkt zu dieser Anfrage deutlich zu machen.
Nehmen Sie an der Umfrage in der Seitenleiste auf der Forum Tarup Startseite teil.
Viele Grüße vom Forum Tarup und Hubert Ambrosius
Liebe Mitglieder des Forums Tarup, lieber Herr Ambrosius,
in einer Tarup betreffenden Angelegenheit bitten wir Sie um eine Einschätzung. Es gibt die historische Katensiedlung Tarup-Kreuz entlang der Taruper Hauptstraße. Tarup hat sich ja in den letzten Jahren sehr vorstädtisch entwickelt und viel von seinem dörflichen Bild verloren. Im Bereich dieser Katensiedlung wäre nach unserer Einschätzung durchaus noch das Potenzial vorhanden, dass hier ein Dorfbild bewahrt und wieder herausgearbeitet wird, und Tarup dadurch einen Bereich hätte, neben der Adelbyer Kirche, der einen historischen Bezugspunkt bilden kann und zur Identifikation der Bewohner*innen mit ihrem Ortsteil beitragen könnte.
Allerdings muss man feststellen, dass sich dieser Teil in den letzten Jahren sehr unterschiedlich entwickelt hat. Einige Eigentümer*innen haben ihre Häuser vorbildlich gepflegt und Reetdeckungen erneuert, andere dagegen haben ihre Häuser durch unpassende Modernisierungen entstellt. Ursprünglich stammt die Katensiedlung aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, es waren einfache Landarbeiterkaten. Im Denkmalinventar des Kreises Flensburg aus dem Jahr 1952 habe ich das beigefügte SW-Foto entnommen, heute sieht es so aus wie auf dem beigefügten Farbfoto. Eigentlich könnte dieser Bereich einen Charme haben wie eine Dorfstraße in Keitum oder Sieseby. Bislang gibt es keine rechtlichen Möglichkeiten, auf eine positive baupflegerische Entwicklung Einfluss zu nehmen. Die Häuser stehen nicht unter Denkmalschutz, somit haben die Eigentümer*innen auch nicht die Möglichkeit, Aufwendungen zur Erhaltung steuerliche abzuschreiben oder Zuschüsse zu erlangen.
Die einzige Möglichkeit, eine positive Entwicklung von kommunaler Ebene aus zu fördern, wäre eine Erhaltungs- und eine Baugestaltungssatzung. Positive Erfahrungen damit haben wir in den letzten Jahren besonders in der Siedlung Marienhof auf der Westlichen Höhe, aber auch in der Altstadt und in Engelsby-Dorf z.B.
Vielen Dank für eine Einschätzung, beste Grüße, und bleiben Sie gesund,
Eiko Wenzel
5 Kommentare
Das finde ich schwierig !
Ein paar Meter weiter wurde zugelassen, dass auf dem schönsten zentralen Platz in Tarup zum Ärger der Anwohner und der meisten Taruper ein vollkommen unpassendes und hässliches Großgebäude errichtet wird, anstatt dem Ort den Charme eines Treffpunktes mit Marktplatz und entsprechend passender Bebauung zu ermöglichen.
Und nun soll den Hausbesitzern in der Umgebung die Gestaltung ihrer Häuser bestimmt werden ?
…das wird verständlicherweise zu Unmut führen.
Ich finde die Häuser dort sehr schön, auch die Reetdächer sind wirklich sehenswert und schön restauriert, aber es sollte meiner Ansicht nach jeden selbst überlassen bleiben, wie er sein Haus gestaltet, abgesehen davon ist es ein erhebliches finanzieller Faktor, ob man sich für ein gewöhnliches Dach oder ein Reetdach entscheidet. Es müsste dann im Einzelfall deutlich finanziell unterstützt werden, wenn das ursprüngliche Bild gewünscht wird.
Ich finde ein historisches Dorfbild mit schönen Häusern etc. auch sehr reizvoll, aber das Vorhaben wirkt vor dem Hintergrund der zahlreichen Bausünden in Tarup etwas schwer vermittelbar.
Diese, naja, Initiative kommt um Jahre zu spät und ist fadenscheinig, Hauke hat ja schon auf die Widersprüchlichkeit des Handelns aufmerksam gemacht.
Ein Dorfbild zu bewahren, dazu hätte es eines Dorfkerns bedurft. Einer Hauptstraße, die tatsächlich eine Hauptstraße ist, weil dort Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten gegeben sind, wo sich Nachbarn begegnen, weil sie gemeinsame Ziele, tägliche Verrichtungen haben. Idealerweise erledigen sie diese zu Fuß oder mit dem Fahrrad, was die Möglichkeit zum Treff, Gespräch und Austausch erhöht.
Es ist gut, dass es die jetzigen Möglichkeiten an der Hauptstraße gibt (Ärzte, Apotheke, Bäcker, Gastronomie neben anderen), aber ein lebendiges Dorfbild wird vermutlich nicht mehr entstehen nach den Sündenfällen an der Kreuzung und dem Einkaufszentrum auf der grünen Wiese – die Stadt hat ganze Arbeit geleistet. Da retten Reetdächer die Lage auch nicht mehr.
Und, ehrlich gesagt, ist dieser Vorschlag vor dem genannten Hintergrund geradezu trumpesk – eigenes ungeschicktes Handeln zu vertuschen suchen und die Schuld auf andere schieben („ihre Häuser durch unpassende Modernisierungen entstellt“).
Lieber Herr Wenzel, vielen Dank für Ihre Mail und dass Sie das Forum Tarup in die Überlegungen der Stadtverwaltung mit einbezogen haben.
Nach der Veröffentlichung im Forum Tarup und nach persönlichen Gesprächen mit betroffenen und befragten Bürger*innen, sowie nach einer digitalen Umfrage haben sich über dreiviertel der befragten Bürger*innen Tarups gegen eine Erhaltungs- und Baugestaltungssatzung ausgesprochen.
Darum würde das Forum Tarup davon abraten, diese Planung gegen den Bürger*innnenwillen umzusetzen.
Viele Grüße vom Forum Tarup in Vertretung Hubert Ambrosius
Seine Vergangenheit leugnen, sei sie mehr gut oder mehr schlecht gewesen, heißt, einen Teil seiner Identität aufzugeben. Ein absoluter Neuanfang in den Städten und Vororten, der massiv nach 1960 einsetzte, war deshalb von großen Verlusten begleitet.
Deshalb begrüße ich die Initiative von Eiko Wenzel, einen gemeinsamen Blick auf die „Reste“ der historischen Katensiedlung entlang der Taruper Hauptstraße zu werfen und sich Gedanken zu machen, ob deren Auflösungsprozess Einhalt geboten werden kann.
Die Einwände von Hauke Frercks und Morten stimmen natürlich aus Sicht in Bezug auf den Ist-Zustand. Ein von Menschen verursachter Zustand sollte aber nie als naturwüchsig betrachtet werden. Ist der Zustand gut, sollte er beibehalten werden, ist er schlecht, kann er geändert werden. Was Hauke Frercks und Morten kritisieren, könnte, ja müsste aus meiner Perspektive die Grundlage einer neuen Planung sein.
Da aber „über dreiviertel der befragten Bürger*innen Tarups sich gegen eine Erhaltungs- und Baugestaltungssatzung ausgesprochen haben“, müsste dieser „Dogmatismus“ hinterfragt und problematisiert werden. Ich denke, dass gemeinsam geteilte Rahmenbedingungen Grundlage dafür sind, „die zahlreichen Bausünden in Tarup“ langfristig wieder auszugleichen. Dass das „schwer vermittelbar“ ist, ist in Zeiten des individuellen Konsumkapitalismus sehr wahrscheinlich, wäre aber im Interesse eines lebenswerten Tarups notwendig. Zwingend in diesem Zusammenhang wäre auch eine massive Beschränkung des motorisierten Individualverkehrs auf der Taruper Hauptstraße, was wiederum Bürger verlangt, die in Tarup ihren Einkauf soweit wie möglich decken und die Schönheit einer autofreien Zone zu schätzen wissen. Auch hier wird es die Einsicht in die Notwendigkeit schwer haben. Aber ich denke, dass die Vernunft sich doch langfristig durchsetzen wird.
Theorie und Praxis, bald wird die Flensburger Innenstadt Autofrei sein, weil nach der Schließung Karstadts ein Teil der noch verbliebenen Geschäfte schließen werden. Die Kunden werden noch mehr im Netz bestellen bzw. in den Shoppingmeilen wie Citti und anderen einkaufen. In Tarup wird nach dem Bau des Koloss und der Betonburgen an der Taruper Haupstrasse kaum noch ein historischer Kern vorhanden sein.
Leider ist es so und man sollte aufhören, nicht zu verwirklichendenTräumen nachzulaufen,
Und das Allheilmittel Autofrei zieht hier auch nicht.