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Mitlebewesen

Wenn ich im Garten „tanzende“ Schmetterlinge beobachte oder sehe, wie „meine“ Blaumeise zielstrebig den Vogelkasten an der Birke aufsucht, um ihren offensichtlich nimmersatten Nachwuchs zu füttern, bin ich der festen Überzeugung, dass sich die Lebenskraft und Lebensfreude dieser Tiere irgendwie auf mich überträgt und mich freudig stimmt. Zwar anders gelagert, aber doch ähnliche Situation:

Ich sitze auf der Terrasse eines Hotelzimmers und bekomme plötzlich einen Hustenanfall von der leichteren Sorte. Aber Hilfe naht. Aus dem Zimmer meiner Zimmernachbarn kommt ihr Dackel um  die Ecke mit Höchstgeschwindigkeit angerannt, schnuppert kurz an mir rum und kommt wohl zu dem Ergebnis, nichts Dramatisches und verschwindet offensichtlich beruhigt wieder ins Nachbarzimmer. Er hatte offensichtlich für meine Situation Empathie gezeigt.

Warum diese Zeilen? Tiere (und Pflanzen) sind Lebewesen. Das auch, aber mehr. Wir leben mit ihnen zusammen, sie sind also genau besehen Mitlebewesen. Das habe ich im Laufe meines Lebens begriffen. Seitdem töte ich nicht eine Wespe im Wohnzimmer, sondern fange sie behutsam ein und lasse sie dann draußen frei.

Vielleicht sollten wir Menschen uns mehr um unsere Mitlebewesen kümmern, so auch um ihren Lebensraum und ihre Nahrung. Aber so einfach ist es nicht immer.

Seit  meiner Kindheit habe ich eine Rattenphobie. Erst als ich vor Jahren eine Studentin hatte, aus deren Ärmel eine Ratte lugte, blieb ich doch so cool und bat sie, mir zu helfen, meine Ängste zu überwinden. Sie übernahm diese Aufgabe mit großem Geschick, so dass ich dieses Tier sogar streicheln konnte.

Das ist nun schon sehr lange her und ich bin mir nicht sicher, beim überraschenden Zusammentreffen wieder in meinen alten Zustand zurückzufallen. Aber ich weiß jetzt zumindest, dass selbst Ratten Mitlebewesen sind, auch wenn mir diese Einsicht nicht leicht fällt.

1 Kommentar(e)

  • Dazu passt ein Zitat von Erich Fromm:
    „Sich eins zu fühlen mit allem Lebendigen und daher das Ziel aufzugeben, die Natur zu erobern, zu unterwerfen, sie auszubeuten, zu vergewaltigen und zu zerstören und statt dessen zu versuchen, sie zu verstehen und mit ihr zu kooperieren.“ (Fromm, E. 1976)

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